Der kleine rote Prinz

Von Marcel Cremer

3 D
2 H
Ab 8 Jahren

Einige Jahre sind nach der Hochzeit ins Land gezogen. Aschenputtel war nun die neue Königin. Deshalb musste sie nie mehr zu Fuß gehen. Und weil sie die meiste Zeit im Bett verbrachte, schwollen ihre Füße an: Ihre Schuhe passten nicht mehr. Und weil sie nicht mehr passten, erkannte sie auch der König nicht wieder und ließ sie im ganzen Reich suchen. Und eines Tages war er fort. Seitdem lebt Aschenputtel mit ihrem Sohn, den Schwestern und dem Hofnarr im Schloss. Wie gehen diese fünf Menschen miteinander um? Kann die Zeit die Wunden heilen, die das Märchen geschlagen hat? Können sie das Gegeneinander im Märchen in ein Miteinander verwandeln? Ist am Ende wieder Blut im Schuh?

"Am Ende jedes klassischen Märchens steht derselbe Satz: Und sie lebten glücklich bis an ihr Ende. Bei Aschenputtel sieht das nicht anders aus - sie heiratet, wird Königin und dann ist Schluss. Ist Glück aber konservierbar? Eher geht wohl das ganz normale Leben weiter. [...] Schnell wird das Publikum damit vertraut gemacht, dass das reale und bisweilen hässliche Leben nach dem Abklingen des Happy End Einzug gehalten hat. Die Liebe ist erkaltet, die Mutter ist nicht mehr die ideale Frau, der Vater, einst schöner Prinz, hat sich aus dem Staub gemacht. Die einstige Lebensfreude ist dahin.
Obwohl das entworfene Familienbild wie aus dem Leben gegriffen wirkt, ist durch die Überzeichnung der Lebenswelt und der Charaktere klar, dass es sich um ein Gedankenspiel handelt. Aus dem es jedoch einen Ausweg geben könnte. [...] Freude und Schmerz, Lachen und Leid stehen dicht beieinander, ohne dass eine der Gefühlsregungen überwiegt." (Mitteldeutsche Zeitung, 09.05.02)