Die Judenbank

Von Reinhold Massag

1 H
Ab 14 Jahren

Dominikus Schmeinta will auf seiner gewohnten Bank sitzen. Schließlich hat man da den besten Ausblick in ganz Ottersdorf. Neuerdings dürfen dort allerdings nur noch Juden Platz nehmen, obwohl es doch bekanntermaßen im ganzen Dorf keinen einzigen Juden gibt. Meint zumindest Dominikus. Also beschließt er, einfach Jude zu werden und schreibt einen Brief an das Rassehauptamt, um die Aufrechterhaltung seines Sitzgewohnheitsrechtes zu erbitten.
SCHMEINTA Ich tät den Führer schon auch unterstützen, Roman! Also, wenn da überraschend ein Jud käm, nachher tät ich meine Bank solang räumen. Könnt man nicht hinschreiben: „Vorbehaltlich für Juden“ oder … „im Bedarfsfall für Juden reserviert“?

„Den leisesten und überzeugendsten Text zum Thema [Nationalsozialismus] hat Reinhold Massag geschrieben: […] ein anrührendes, fein gearbeitetes Einpersonenstück.“ (Süddeutsche Zeitung, 06.07.95)

UA am 04.03.1995