Die Nachtschattenfrau

Von Kay Berko

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Sie, Hortense, eine junge, eingewanderte Mauritierin, Verkörperung der sinnlichen Variante des Verstandes. Er, Jean, ein gutaussehender Franzose, aufstrebender Wissenschaftler aus altem Forscheradel.
Gemeinsam machen sie eine aufregende Entdeckung: eine bisher unbekannte Pflanze, ein Nachtschattengewächs – und der Streit darum, wem die wissenschaftliche Ehre zufallen soll, bringt eine alte vergessene Geschichte ans Licht: die von Jeanne Baret, der ersten Frau, die, verkleidet als Mann unter 200 Männern unerkannt, zwei Jahre lang die Welt umsegelte.
Der berühmte Botaniker Philibert de Commerçon, dessen Assistentin und Geliebte sie war, tritt auf; er und Jeanne erzählen die Geschichte ihrer unstandesgemäßen Beziehung und die ihres aufregenden Lebens. Sie nehmen uns mit auf eine Reise um die Welt und weihen uns ein in die Geheimnisse der Natur. Aber vor allem ist es die Geschichte einer mutigen Frau, die, obwohl sie in vielerlei Hinsicht eine Wegbereiterin war, nach ihrem Tod fast in Vergessenheit geraten ist.
Sowohl die „heutige“ Beziehung zwischen Hortense und Jean als auch die „damalige“ zwischen Jeanne und Philibert veranschaulichen wie unter einem Brennglas die Macht gesellschaftlicher Zwänge und die oft vergeblichen Versuche, sie zu überwinden. Wer erhält die Anerkennung für die jeweilige Arbeit und warum? Wer nutzt den anderen aus und wer wird ausgenutzt? Was verunmöglicht die Liebe? Was fasziniert den einen am anderen und was hindert ihn, glücklich zu sein? Wie kann die Beziehung die persönliche Entwicklung fördern, wie sie behindern? Was hält sie zusammen, was treibt sie auseinander? Kann die Liebe die Zeit überlisten, wie Jean behauptet?
In der Abwechslung von heutigen und damaligen Szenen wird ein Erzählteppich aus Vergangenheit und Gegenwart, von Geschichte und Imagination gewoben.