„Wenn nur noch Gehorsam gefragt ist und nicht mehr Charakter, dann geht die Wahrheit, und die Lüge kommt.“ (Ödön von Horváth)
„Eine unbedachte Äußerung hätte ihn um ein Haar die Stelle gekostet. Seither übt sich der 34-jährige Lehrer in Zurückhaltung und lässt die menschenverachtende, aber massentaugliche Geisteshaltung seiner Schützlinge unkommentiert. Anstatt zu seinen Prinzipien zu stehen und dadurch sein Beamtengehalt erneut aufs Spiel zu setzen, hält er sich von nun an bedeckt und macht es sich, wie so viele Intellektuelle seiner Zeit, im inneren Exil gemütlich.
Doch die Gruppendynamik, die sich innerhalb der Schulklasse entwickelt, macht es unmöglich, nicht Stellung zu beziehen. Als sich das brodelnde Gemisch aus Verrohung, militärischem Drill und ideologischer Verblendung auf einer Klassenreise schließlich eruptiv entlädt, kommt es zur Katastrophe. In der Überzeugung, durch sein bequemes Schweigen eine nicht unerhebliche Mitschuld an der Eskalation der Ereignisse zu tragen, reift in dem Lehrer ein folgenschwerer Entschluss.
Die Klassengemeinschaft wird bei Horváth zur mikrokosmischen Abbildung einer Gesellschaft, die sich mit einer politisch propagierten Verachtungsideologie konfrontiert sieht. Oft als Auseinandersetzung des Autors mit der eigenen Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus gelesen, wirkt Horváths ziseliert anatomische Studie als Kampfansage gegen Mitläufertum, Opportunismus und stillschweigende Zustimmung heutzutage aktueller denn je.
Wüllenwebers Neuinterpretation konzentriert sich auf die gesellschaftlichen Mechanismen und menschlichen Verhaltensweisen, die diese Geschichte unabhängig von ihrer Entstehung an jedem Ort und zu jeder Zeit möglich machen.“ (www.tdj.at)
„Eine politische Parabel, die so aktuell anmutet, dass man sie nicht nur heute, sondern jederzeit anwenden kann.“ (Online Merker, 13.01.20)
„Wüllenwebers Bühnenfassung zeichnet gekonnt die Entwicklung des Protagonisten nach – von der anfänglichen Anpassung an das faschistoide System über die zunehmende innere Zerrissenheit bis hin zur überraschenden Wende. Chapeau.“ (Wiener Zeitung, 14.01.20)