„Sophie Scholl ist eine der bekanntesten Persönlichkeiten der deutschen Geschichte. Ihr unbedingtes Einstehen für Menschenwürde und ihr mutiger Kampf gegen das Vernichtungsregime der Nazis haben sie zu einer Ikone werden lassen, deren Geschichte in unzähligen Büchern, Filmen und Theaterstücken immer wieder aufs Neue erzählt wird. Mit Bewunderung schauen wir auf einen Menschen, der für Wahrheit und Gerechtigkeit heldenhaft den eigenen Tod auf sich nahm. Lange Zeit prägte das idealisierte Bild, das ihre Schwester Inge Scholl von Sophie zeichnete, unseren Blick. Doch seitdem der Nachlass der Familie Scholl frei zugänglich ist, wird die uns fern scheinende Ikone mehr und mehr zum fehlbaren, widersprüchlichen Menschen, der sich als Kind und Jugendliche von der NS-Ideologie verführen ließ – und der uns darum umso näherkommen kann. Angesichts des Rechtsrucks in vielen europäischen Ländern, brauchen wir eine lebendige Erinnerungskultur und menschliche Vorbilder wie sie.
In unserer Stückentwicklung schauen wir einem Filmteam dabei zu, wie es ein Bild von Sophie Scholl für die Nachwelt konstruiert und dabei der Frage nachgeht, wie und warum sich Gesellschaften ihre Held*innenbilder erschaffen. Was kann das Theater mit seinen phantastischen und verfremdenden Mitteln, was der Mainstream-Film, der vor allem realistisch erzählt, nicht kann? MAKING OF SOPHIE SCHOLL macht die Konstruktion einer Heldenfigur und den widersprüchlichen Menschen dahinter sichtbar. Der ‚heldenhafte Mensch‘ wird lesbar als eine Vielfalt von in ihm schlummernden Möglichkeiten und als eine Projektion derjenigen, die über ihn nachdenken.“ (Junges Schauspielhaus Hamburg)