Karl und Helena sind ein Paar, im Studium haben sie sich kennen gelernt. Heute kehren sie in Karls alte Schule zurück. Denn damit die Beiden eine Zukunft haben können, muss Karl sich seiner Vergangenheit stellen, die ihn seit fünf Jahren gefangen hält.
Während seiner Schulzeit ist Karl eher ein Einzelgänger. Er muss mit seinen Eltern oft umziehen, kennt diesen ewigen Eingewöhnungsprozess schon und distanziert sich deshalb lieber gleich davon. So richtig freundet er sich nur mit Johann an, der sich selber Mut nennt, eine Kurzform von Mutierter. Ein Außenseiter, nicht sehr beliebt, ziemlich seltsam, anders irgendwie. Sie schließen sich zusammen, bilden eine Front gegen die anderen und versinken immer stärker in ihrer eigenen Welt. Diese wird stetig mehr bestimmt von gewalttätigen PC-Spielen. Bis zu dem Tag der Entscheidung, die alles ändern wird: Sie schmieden einen Plan. Sie werden all denen, die ihnen das Leben zur Hölle machten, das Leben nehmen, sie töten: ein Attentat in der Schule. Die Waffen sind da, der Raumplan steht, die Reihenfolge ihres Amoklaufs ist festgelegt. Doch zum verabredeten Zeitpunkt erscheint Karl nicht, er kneift. Und Mut? Der tötet zwar niemand anderen, richtet die Waffe aber gegen sich selbst. Karl ist nicht dabei. "Ich bin dann mal weg", steht als Abschiedsbotschaft für die Welt auf Muts Homepage. Fünf Jahre später ist Karl immer noch geplagt von Selbstvorwürfen, weil er nicht da war, als Mut ihn brauchte. Muts Eltern konnten den Verlust ihres Sohnes nie verstehen. Er schien doch so normal. Ganz plötzlich, so sagten sie, war er aus der Welt gefallen. Michael Müller schafft es, mit gekonnten Sprüngen zwischen Gegenwart und Rückblenden in die Vergangenheit eine Geschichte aufzubauen, die sich differenziert mit der aktuellen Thematik um brutale Videospiele, Bedrohung durch soziale Ausgrenzung und daraus resultierende Gewalttaten auseinander setzt. Bis zum Schluss lässt er die Charaktere wachsen, gibt ihnen Raum, damit die Figuren verstanden werden können, bevor sich die dramatische Spannung löst.
„Das Stück biedert sich nicht durch nachgemachten Jugendjargon an. Die Handlung ist reine Fiktion, aber es hätte so sein können. [...] Es wäre naiv zu glauben, dieses einmalige Erlebnis könne als Ersatz für langfristige Präventionsmaßnahmen herhalten. Es wird auch die Schule nicht menschlicher machen. Aber es kann die Aufmerksamkeit ein wenig schärfen.“ (www.zeit.de, 30.04.10)