Neue Stücke

Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute

Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute

Kinder

ERSTER: Stellt euch einen Zoo vor. ZWEITER: Einen Zoo vor vielen Jahren. DRITTER: Einen Schwarzweißfotozoo. VIERTER: Keinen sehr großen Schwarzweißfotozoo, ZWEITER: eher einen ziemlich mickrigen Schwarzweißfotozoo, ERSTER: eher einen eigentlich-nicht-der-Rede-wert-Schwarzweißfotozoo, DRITTER: eher einen wär-da-kein-Zaun-drum-wär‘s-ein-Wald-und-gar-kein-Zoo-Schwarzweißfotozoo. Mama und Papa Pavian, Herr und Frau Mufflon und das Murmeltiermädchen leben zufrieden in ihrem Gehege, doch dann wird ein neuer Bär geliefert und stellt den Alltag und die Ordnung aller Zoobewohner auf den Kopf. Er stellt unbequeme Fragen über die merkwürdigen Zebrawesen auf der anderen Seite des Zauns und will der Ursache des üblen Gestanks auf die Spur kommen. Das passt den Gestiefelten sowie einigen Zoobewohnern gar nicht in den Kram. Und dann ist da auch noch das Nashorn und die Frage, was es sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute? Als der Bär es nicht länger aushält, fasst er einen folgenschweren Plan ... 1994 wurden Teile des verschütteten und überwachsenen Zoos im Konzentrationslager Buchenwald freigelegt und sind heute wieder zugänglich. Jens Raschke hat mit „Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute“ ein Stück über die Frage: Bär oder Pavian? geschrieben. „Dem Autor gelingt mit seinem Stück sowohl die überzeugende literarisch-szenisch Gestaltung eines brisanten historischen Stoffs, als auch eine Parabel auf unsere Gesellschaft, die mithilfe der Medien über den europäischen Zaun auf grausame Geschehnisse weltweit schaut und dabei ähnliche Strategien entwickelt, wie die Tiere im Zoo. Die Jury würdigt mit dem Deutschen Kindertheaterpreis 2014 ein Stück über die Folgen des Totalitarismus und über ein Dilemma unserer, von globaler Medienberichterstattung geprägten Welt. Kinder und Erwachsene werden tagtäglich mit Krieg, Tod, Folter, Flucht und Vertreibung konfrontiert. Das Stück lässt uns alle darüber nachdenken, was wir tun können, wenn auf der anderen Seite des Zauns die Menschenwürde mit Füßen getreten wird. Für das Kunststück, einen historischen Stoff in einer fiktive Geschichte zu erzählen, die unterhaltsam, lehrreich und allgemeingültig ist und dabei Mut macht hinzuschauen und sich nicht rauszuhalten, vergibt die Jury den Deutschen Kindertheaterpreis 2014 an Jens Raschke." (Laudatio Deutscher Kindertheaterpreis 2014) „Zusammen mit den Tieren, die gewohnt witzig und possierlich wie in allen anderen Tierstücken daherkommen, schauen die Kinder im Publikum sich die unglaublichen Vorgänge an. Und so selbstverständlich und beiläufig, wie früher ‘unwertes‘ Leben getötet wurde, so beiläufig fallen auch hier einige von den ‘Gestreiften‘ Häftlingen der Willkür ihrer Machthaber zum Opfer. Dies geschieht so unspektakulär, dass man kaum Zeit findet, sich darüber zu entsetzen. Gemeinsam mit den Tieren beginnt stattdessen der Versuch, die Vorgänge zu verstehen und sich die Folgen verschiedener Reaktionen darauf auszumalen. [...] Es ist die Frage, ob Kinder über dieses erschütternde Kapitel des Menschseins informiert werden sollten, ob sie etwas davon wissen sollten, und natürlich nimmt Raschke deutlich Stellung dazu. Ja, Kinder müssen sich damit beschäftigen, denn auch und vor allem waren Kinder die Opfer dieser Unmenschlichkeit, sei es, dass sie selbst den Schergen zum Opfer fielen oder dass sie ihrerseits zu mitleidlosen Tätern erzogen wurden. Auch im Text spielen Kinder eine Rolle, die Kinder der Tiere und die der ‘Gestiefelten‘. Dabei werden die Nazi-Kinder mit Seitenscheitel, Zöpfen, oder Braunhemd geschickt historisch apostrophiert und grenzen sich so ohne Aufhebens von den Kindern im Zuschauerraum ab. Um dieses schwerste Thema für seine Zielgruppe aufzubereiten, arbeitet der Autor unter anderem mit Humor und einer leichten, eleganten Sprache, er entwirft z.T. putzige, ja geradezu komische Bilder. Er zeichnet vor allem die Absurdität der historischen Situation nach, die in Wirklichkeit schon nicht zu steigern war und über die man lachen müsste, wäre es nicht so grauenhaft. So schafft Jens Raschke mit seinem Werk einen äußerst ungewöhnlichen Beitrag zu der zutiefst pädagogischen Frage, was wir Kindern zumuten wollen, das Totschweigen einer schlimmen Wirklichkeit oder die Aufklärung darüber.“ (Jurybegründung Kaas & Kappes 2014)


Jugend ohne Gott

Jugend ohne Gott

Jugend Schauspiel

„Wenn nur noch Gehorsam gefragt ist und nicht mehr Charakter, dann geht die Wahrheit, und die Lüge kommt.“ (Ödön von Horváth) „Eine unbedachte Äußerung hätte ihn um ein Haar die Stelle gekostet. Seither übt sich der 34-jährige Lehrer in Zurückhaltung und lässt die menschenverachtende, aber massentaugliche Geisteshaltung seiner Schützlinge unkommentiert. Anstatt zu seinen Prinzipien zu stehen und dadurch sein Beamtengehalt erneut aufs Spiel zu setzen, hält er sich von nun an bedeckt und macht es sich, wie so viele Intellektuelle seiner Zeit, im inneren Exil gemütlich. Doch die Gruppendynamik, die sich innerhalb der Schulklasse entwickelt, macht es unmöglich, nicht Stellung zu beziehen. Als sich das brodelnde Gemisch aus Verrohung, militärischem Drill und ideologischer Verblendung auf einer Klassenreise schließlich eruptiv entlädt, kommt es zur Katastrophe. In der Überzeugung, durch sein bequemes Schweigen eine nicht unerhebliche Mitschuld an der Eskalation der Ereignisse zu tragen, reift in dem Lehrer ein folgenschwerer Entschluss. Die Klassengemeinschaft wird bei Horváth zur mikrokosmischen Abbildung einer Gesellschaft, die sich mit einer politisch propagierten Verachtungsideologie konfrontiert sieht. Oft als Auseinandersetzung des Autors mit der eigenen Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus gelesen, wirkt Horváths ziseliert anatomische Studie als Kampfansage gegen Mitläufertum, Opportunismus und stillschweigende Zustimmung heutzutage aktueller denn je. Wüllenwebers Neuinterpretation konzentriert sich auf die gesellschaftlichen Mechanismen und menschlichen Verhaltensweisen, die diese Geschichte unabhängig von ihrer Entstehung an jedem Ort und zu jeder Zeit möglich machen.“ (www.tdj.at) „Eine politische Parabel, die so aktuell anmutet, dass man sie nicht nur heute, sondern jederzeit anwenden kann.“ (Online Merker, 13.01.20) „Wüllenwebers Bühnenfassung zeichnet gekonnt die Entwicklung des Protagonisten nach – von der anfänglichen Anpassung an das faschistoide System über die zunehmende innere Zerrissenheit bis hin zur überraschenden Wende. Chapeau.“ (Wiener Zeitung, 14.01.20)


Wolf

Wolf

Jugend

"Als Welpe muss Wolf mitansehen, wie seine ganze Familie von Jägern aus dem nahe gelegenen Dorf getötet wird. Die Götter verwandeln ihn in einen Menschen und geben ihm den Auftrag, die Mörder seiner Familie und deren Kinder und Kindeskinder zu töten. Zwanzig Jahre sind seitdem vergangen und Wolf trifft im Dorf auf eine junge Frau: Sie streut, wie schon ihre Mutter und Großmutter vor ihr, Sand auf die Gräber der Toten, um zu verhindern, dass noch mehr Menschen sterben. Die beiden verlieben sich ineinander, doch was Wolf nicht weiß, ist: sie ist die Tochter des letzten Jägers. [...] Eine dunkle Liebesgeschichte, ein Schauermärchen und ein Portrait eines Dorfes, voller zeitloser Fragen über Sehnsüchte, Notwendigkeiten und Schicksal." (Dschungel Wien) "Dem niederländischen Autor-Regisseur Theo Fransz ist mit der Inszenierung seines 'Wolf' ein Juwel im Theater für junges Publikum gelungen: Bei der Umsetzung des zwischen melancholischer Poesie und gewitzten, schnellen Dialogen wechselnden Textes treffen der Regisseur und seine zwei Schauspieler stets die richtigen Töne, [...] ihre Monologe fesseln vom ersten bis zum letzten Wort." (Wiener Zeitung, 18.04.13)


Rishi

Rishi

Jugend Schauspiel

Am Haager Bahnhof Hollands Spoor wird in den frühen Morgenstunden ein junger Mann mit Migrationshintergrund von einem Polizisten angeschossen und tödlich verwundet. Wie bei einer Anhörung vor Gericht kommen in diesem auf wahren Ereignissen beruhenden Stück Zeugen des Vorfalls sowie Freunde und Angehörige des Opfers zu Wort, die ihre Sicht auf den Tathergang und gesellschaftliche Missstände im Allgemeinen erörtern. Das Brisante daran: Das richterliche Urteil (ein Freispruch in allen Anklagepunkten) bildet den Anfang des Stückes. Alles, was die Geschehnisse dieses verhängnisvollen Morgens in einem anderen Licht dastehen lassen könnte, kommt also zu spät. Das hält den besten Freund, die Mutter, die Nachbarin und selbst den Todesschützen aber nicht davon ab, die Unschuld wahlweise des Opfers oder des Polizisten zu beteuern und den nach wie vor existierenden Rassismus der Behörden oder das viel zu seltene Training an der Waffe anzuprangern. Zwischen all diesen Stimmen schweigt nur einer unerträglich laut: der tote Rishi. Das Stück über den Tod von Rishi Chandrikasing zeigt den weiterhin bestehenden systemischen Rassismus und die Leichtigkeit auf, mit der die einzelnen Akteur:innen im Polizeiapparat die Verantwortung von sich selbst abwälzen konnten. Zu diesem Zweck führte der Autor Kees Roorda Interviews mit Hinterbliebenen und Freund:innen des Opfers und nahm Einsicht in die Protokolle der Polizeiverhöre. „* * * * * – Wer ist schuld? Das ist die Frage, die durch die gesamte Vorstellung schwirrt. Jede einzelne Stimme fügt der Geschichte eine neue Schicht hinzu. Die Darsteller jonglieren mit Standpunkten und Wahrheiten […], was ‚Rishi‘, mit all seinen Perspektiven auf diese Horrorstory, zu einem spannenden und seltsam schönen Abend macht.“ (Theaterkrant, 21.04.17) „* * * * * – Brillianteres und relevanteres Theater gab es in diesem Jahr nicht. Jeder sollte es sehen. Die Textkonstruktion, das tragische Quellenmaterial und die fantastischen Schauspieler erheben ‚Rishi‘ zu einem kraftvollen und unentrinnbaren Werk.“ (Volkskrant, 02.05.17)


Die Nacht der Windmühlen

Die Nacht der Windmühlen

Jugend

„Zwei Verrückte im Irrenhaus erzählen sich Geschichten. Erzählen, um die Angst zu bekämpfen. Erzählen, um das Warten zu erleichtern und die Nacht zu überstehen. Erzählen, um zu träumen, um zu lachen, um ergriffen zu werden. [...] ’Die Nacht der Windmühlen’ lebt von der Schauspielerei. Es braucht nichts, nur den Raum, den die beiden Protagonisten beleben. Don Quijote, Sancho Pansa alias Romeo Nanetti, ein chronischer Alkoholiker, und Gino Vacondio, der Nerone genannt wird und ein eher stumpfsinniger Mensch ist. Sie suchen in ihrer Erinnerung nach den Spuren der Geschichte des spanischen Helden und wetteifern darum, ein Stück seiner Unternehmen vorbringen zu dürfen, abwechselnd, gleichzeitig, antagonistisch, im Einverständnis.“ (W. Schneider, KiJuTh in Italien; Ffm. 1996)


Das Land der Papageien

Das Land der Papageien

Kinder

Eine Frau lebt seit Jahren in einem Land fern ihrer Heimat. Obwohl sie gerne dort wohnt, hat sie ihre Wurzeln nie verloren und wird manchmal nostalgisch und sehnsuchtsvoll. Wenn sie Musik macht, kommen durch die Rhythmen auch die Geschichten ihrer Kindheit zurück – und sie erzählt eine davon: Eine brasilianische Kinderbande macht sich auf die Suche nach einer entführten Freundin. Mit Tindico, ihrem Anführer, laufen sie die ganze Nacht durch einen Wald, einen Ort voller Gefahren, aber auch voller Wunder. Immer wieder werden sie aufgehalten, doch sie wollen ihr Ziel vor Sonnenaufgang erreichen. Das Stück ist im besten Sinne interkulturell: Vom Dunkel der Unkenntnis führt die Reise der Kinder in eine neue Wirklichkeit, und das Unbekannte entpuppt sich als gar nicht feindlich.


Fedra Fitness

Fedra Fitness

Schauspiel

Theseus, „Herr der halben Welt”, liegt im Koma. Der Priester möchte ihn für tot erklären lassen, da der Staat ohne Regenten ist und sich in einer finanziellen Krise befindet. Theseus‘ Frau Phaidra hat sich in ihren Stiefsohn Hippolytos verliebt. Er, körperfeindlich und seinem Vater ergeben, weist sie ebenso zurück wie die Bestrebungen des Priesters. Als er für kurze Zeit dennoch Regent wird, beschließt er ein Gesetz, das den Tod nutzloser alter Menschen über 60 subventionieren soll – zur Rettung des Staathaushaltes. Theseus erwacht aus dem Koma. Phaidra beschuldigt Hippolytos, sie aus Rache vergewaltigt zu haben. Theseus will die Wahrheit durch ein Stieropfer/-orakel herausfinden.


Die Taschen voll Brot

Die Taschen voll Brot

Schauspiel

Zwei Männer, einer mit Stock, einer mit Hut. Sie haben sich an einem ausgetrockneten Brunnen getroffen – beide in der Absicht, Brot zu bringen für den Hund, der dort unten gefangen ist. Doch anstatt das Brot in den Brunnen zu werfen, machen sie sich Gedanken, ob sie den Hund befreien sollen. Aber wie? Mit einem Seil? Aber sie haben doch kein Seil! Und wenn der Hund beißt? Vielleicht ist er aber glücklich fernab von Menschen und möchte gar nicht raus aus dem Brunnen? Vielleicht lebt er auch gar nicht mehr? Schließlich bricht Dunkelheit an und liefert einen weiteren Grund, eventuelles Handeln zumindest auf den nächsten Tag zu verschieben …


Der Tütendrache

Der Tütendrache

Kinder

Babette räumt den Wald auf und trifft dabei auf einen verzauberten Drachen. Weil er einen Zauberer geärgert hat, muss er sich von Plastiktüten und anderem Müll, den er im Wald findet, ernähren. Babette will ihn erlösen, aber die üblichen Mittel wie Küssen schlagen fehl. Erst wenn niemand mehr Abfall im Wald liegen lässt, und der Drache über seine eigene Hässlichkeit so erschrickt, dass ihm der Appetit auf Tüten vergeht, sind die Bedingungen des Zauberers erfüllt. "Autorin Susanne Sterzenbach hat das lehrreiche Stück sehr schön märchenhaft geschrieben in einer einfachen, aber niemals vereinfachenden Sprache." (Stendaler Volksstimme, 28.01.00)


Tortuga

Tortuga

Kinder

Eine turbulente Piratengeschichte über ein Mädchen, das weiß, was es will, und es auch erreicht. Jeanne und Konrad erzählen die Geschichte von Mary-Anne O'Malley, der Piratin, die "doppelt schlau als ein Mann" war - und das inmitten einer Welt richtiger Männer. Natürlich muss sie sich im 16. Jahrhundert zunächst als Junge verkleiden, um zu überleben, zur See zu fahren und schließlich ihr größtes Ziel zu erreichen: ein Schiff führen und die sieben Weltmeere unsicher machen. „Ganz gegen den Zeitgeist gebürstet, der immerzu nach Action verlangt, lässt sich dieses Stück Zeit und geht durch seinen erzählerischen Rahmen immer wieder auf Distanz. Was es den beiden bewundernswert vielseitig agierenden Schauspielern ermöglicht, auch in einem Stück für Kinder schwarzen Humor zu zeigen, wenn sie etwa einfach das verstorbene Brüderchen von Mary Anne am Ende einer Szene pietätlos in die Ecke befördern.“ (Kieler Nachrichten, 18.09.00) „‘Tortuga‘ ist mehr als ein rasant erzähltes Piratenabenteuer; es ist zugleich eine nachdenkliche Geschichte über das Finden der eigenen Rolle in der Welt und ein Plädoyer dafür, das Leben auszukosten und sein Schicksal in die Hand zu nehmen.“ (Rhein-Neckar-Zeitung, 09.01.14)