Ödön von Horváth

Edmund (Ödön) Josef von Horváth, geboren 1901 im österreich-ungarischen Sušak (heute zu HR-Rijeka), war ein auf Deutsch schreibender Dramatiker und Erzähler. Sohn eines österreichisch-ungarischen Diplomaten, lebte ab 1923 als Schriftsteller in Berlin und im bayerischen Murnau. Aufgrund von nationalsozialistischen Repressalien 1933–38 in Wien, emigrierte im März 1938 nach Paris. Seine Stücke stehen in der Tradition des Wiener Volksstücks und der österreichischen sprachskeptischen Literatur. Vor allem durch die Demaskierung kleinbürgerlicher Sprache („Bildungsjargon“) und Verhaltensweisen übte er radikale Sozialkritik, wobei besonders die Frauen als Opfer erscheinen. 1931 wurde ihm der Kleist-Preis verliehen. In seinem Spätwerk, den Romanen „Jugend ohne Gott“ (1937; in mehrere Sprachen übersetzt, aber bereits 1938 in die „Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ aufgenommen und im Reichsgebiet eingezogen) und „Ein Kind unserer Zeit“ (1938) befasste er sich mit dem Aufstieg des Faschismus. Am 1. Juni 1938 traf er in Paris den Regisseur Robert Siodmak, um mit ihm über die Verfilmung des Romans „Jugend ohne Gott“ zu sprechen. Doch noch am selben Abend wurde Horváth während eines Gewitters auf den Champs-Elysées (gegenüber dem Théâtre Marigny) von einem herabstürzenden Ast erschlagen. Seine Beerdigung fand in Anwesenheit vieler Exilautoren am 7. Juni 1938 auf dem Pariser Friedhof Saint-Ouen statt.