Eine große, anklagende Komödie gegen alle, die (nicht nur 1931) an der Macht und der Herrschaft Anteil hatten und haben. Eine Persiflage auf politisch unruhige Zeiten, in denen sich demokratische Werte weltweit im Sinkflug befinden, zugleich die Vorwegnahme der nationalsozialistischen Diktatur. Das Original, Alle Wetter, ist Mühsams letztes, bis heute unaufgeführtes Bühnenwerk.
Diplomingenieur Niedermayer hat ein Mittel erfunden, Wind und Wetter, Sonne und Regen zu regulieren. Gemeinsam mit seiner Genossenschaft verwaltet er dieses Mittel, errichtet einen Wetterturm, der zunächst zum Segen der Region, dann der Welt wird. Aber fünf Jahre nach der Grundsteinlegung meint er, sich durch seinen wissenschaftlichen Fanatismus zum Menschheitsretter aufschwingen zu müssen. Irgendwie glaubt er, das Wetter zu beherrschen, wie Prometheus das Feuer. Gleichzeitig bemächtigen sich die Herrschenden seines Turmes. Überall machen die Parasiten sich breit. Kirche, Regierung, Bürokratie. Und der sich maßlos überschätzende Niedermayer begeht einen folgenschweren Fehler, indem er einen Klimakollaps verursacht, weil er an einem Kriegsschauplatz am Rande Europas das Wetter manipulieren wollte. Für dieses Vergehen sitzt er nun in seinem Wetterturm ein. Seine guten Absichten haben sich in eine Tyrannis umgekehrt, in eine Diktatur der Gutmeinenden, denn wenn anderen seine Erfindung, ja seine Gabe in die Hände fällt, kann er nicht mehr kontrollieren, was daraus entsteht. Und Niedermayer hat keineswegs nur Unrecht: Wer sich da aller seine Entdeckung unter den Nagel reißen will, und das nicht bloß zu guten Zwecken!
Der Ingenieur steht für technische Errungenschaften, deren Ergebnis bei ihm menschliche Hybris und bei Frau Barde die Mystifizierung säkularer Ideen wie Nation, Rasse, Klasse und Reich sind. Dritter im Bunde ist der überirdische Wettergott, der zugleich den realen Gefängniswärter spielt.
Während sich die Witterungsverhältnisse zu einer wahren Bedrohung auswachsen, verhandelt das ungleiche Trio wichtige Fragen über den gegenwärtigen und zukünftigen Zustand der Welt, sowohl politisch als auch klimatisch. Dabei nähern sich der linkslastige Niedermayer und Frau Barde von der Arbeiter-Rassen-Partei zwischendurch auf unheilvolle Weise einander an.
Das Ende ist visionär: „Tobend, wirbelnd stürzt die Zeit / in die Gruft. – Das Leben schreit!“