Um ein abendliches Lagerfeuer sitzen vier Figuren und führen ein Gespräch, dessen Repliken jedoch konsequent nur aus einzelnen Fragesätzen bestehen, sodass Meinungen und Ansichten der Figuren nie klar geäußert werden, sondern sich höchstens indirekt in Form von Suggestiv- oder spitzfindigen Gegenfragen äußern. Die „Konversation“ dreht sich zunächst um allgemeine Dinge wie die Gemütlichkeit eines Lagerfeuers oder den misslichen Umstand, an selbigem immer im Rauch zu stehen. Recht zügig kommen die Vier aber auf das eigentliche Thema des Abends zu sprechen, einen katastrophalen Unfall in einem Chemiewerk. Reihum diskutieren die vier Figuren die Umstände der Brandnacht, spekulieren über die Verantwortlichen und die sich bis heute hinziehenden Folgen für Mensch und Natur. Immer wieder mäandert der Gesprächsverlauf dabei auch davon, bald wird über mittelalterliche Strafen für das Vergiften von Brunnen gestritten, bald über bilateral-fragwürdige Beziehungen während der NS-Zeit.
Klug greift das Stück, ein Setzkastentext, in einem rasanten Fragenkatalog alle Aspekte einer Brandnacht auf, schreckt auch nicht davor zurück, Gerüchte und Verschwörungstheorien zu besprechen. Dabei werden geschickt historische Sachverhalte und tagesaktuelle Themen (z.B. die Flüchtlingskrise) mit eingebunden und in Relation gebracht. Durch seine vielen Gesichtspunkte und Fragen, auf die es keine Antwort gibt und wohl auch nicht geben kann, wirkt der Text sehr ausgewogen; er drückt dem Rezipienten keine Meinung auf, sondern lässt Raum für eigene Gedanken. Hier und da besticht das Stück sogar mit einem unaufdringlichen Humor, der das doch recht ernste Thema auflockert, ohne klamaukig zu wirken.
Wo liegen die Umrisse dieses Unglücks heute? Wer sitzt heute ‘am Feuer‘? Große Fragen zwingen das Theater oft zur Reduktion: Vier Stimmen rund um ein Feuer. Es ist das Feuer als erstes industrielles Werkzeug, es ist das Feuer des Prometheus, es ist das Feuer, um das wir sitzen, um uns zu wärmen, und es ist das Feuer, das wir Kultur nennen; es enthält alle folgenden Feuer, die damit assoziiert werden können und müssen. Vier Stimmen stellen brennende Fragen und jede Frage wirft neue Fragen auf. Es gibt kein Ende.
„Vier Sprechende paraphrasieren Fakten, die oszillierend ineinander übergehen und sich so zu einem sprachrhythmischen Text verweben.“ (ProgrammZeitung, 10/2016)
„Von dramatischer Aktualität.“ (Die Oberbadische, 20.10.16)
„Holliger stellt eine Frage, über die es sich nachzudenken lohnt.“ (3 Sat, Kulturzeit, 20.10.16)
„Ein Stück heizt ein.“ (SRF 2 Kultur, Kontext, 31.10.16)