Irgendwann kommt der Tag, an dem die Kinder keine Kinder mehr sind, an dem sie ihre eigenen Wege gehen und sich von ihren Eltern lösen. Das ist für beide Seiten nicht einfach – was aber, wenn der Vater seine Tochter seit ihrem dritten Lebensjahr auf den Schultern getragen hat? Wenn die Tochter nie darum gebeten hat, herunter gelassen zu werden, und nach der langen Zeit nicht mehr laufen kann?
Nick Carpenter hat ein wunderbar skurriles Bild für ein gängiges Thema entworfen: 13 Jahre lang trug der Mann das Mädchen, die nunmehr junge Frau, auf seinen Schultern durchs Leben. Über die Jahre hinweg haben sich beide ganz gut mit dieser Konstellation arrangiert. Nun aber stehen sie vor einem Problem: Die Tochter ist zu groß, der Vater zu schwach geworden, und beide leiden körperlich unter der Situation. In einem für Vater wie Tochter schmerzhaften Prozess müssen sie sich von einander lösen und lernen, ohne den anderen zurecht zu kommen.
In der nur auf den ersten Blick geradlinigen Geschichte behandelt Carpenter eine ganze Reihe von Themen: die Lösung aus Abhängigkeiten, aber auch das Abhängig-Machen durch zu viel Liebe, emotionalen Betrug und Missbrauch, den Umgang mit dem Verlust eines geliebten Menschen … Und nichts davon ist einseitig: Der Vater ist nicht nur böse, die Tochter hat nicht nur gelitten, und auch die scheinbar souveräne Ärztin ist nicht davor gefeit, ähnliche Fehler zu machen wie der Vater …