„Der Prozess“ – ein klaustrophobisches Meisterwerk von Franz Kafka. Die existenzielle Verlorenheit und transzendentale Ratlosigkeit der Hauptfigur Josef K., der im Kampf mit undurchdringlichen, anonymen Mächten sich und die Welt verliert, machen den Roman zu einem Schlüssel-Werk des 20. Jahrhunderts. In dieser Bühnenfassung erlebt man einen düsteren Theater-Alptraum, der die Isolation und endgültige Fremdheit in bedrückenden und labyrinthischen Bildern für den Zuschauer fast körperlich spürbar macht.
„Eines Morgens – noch vor dem Frühstück – wird Josef K. verhaftet. Für ihn beginnt ein Alptraum, aus dem es kein Erwachen gibt: Ohne sich einer Schuld bewusst zu sein oder sie ergründen zu können, zieht sich der nun beginnende Prozess durch sein ganzes Leben. Immer enger wird das Netz, das sich um K. spinnt. Jeder Mensch in seiner Umgebung scheint plötzlich mit dem Gericht in Verbindung zu stehen. Doch welche Instanz steckt hinter alledem?“ (Theater Konstanz)
„Eine Geschichte ohne Erlösungspotenzial, deren Vermittlung aber überraschend Anlass zur Euphorie bietet. Da ist dieser Josef K. wieder, verdammt wie der Fliegende Holländer, ohne doch je Gott oder die Welt gelästert zu haben: ’Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.’ [...] Schließlich Kafkas Text als Urgrund dieses Theaterabends: wer sich bisher von der quälenden Atemlosigkeit dieser Sprache hat abschrecken lassen, wird hier fündig, um nicht zu sagen: gläubig. [...] Josef K. [...] spricht Sätze, die strahlend wie Silber sind, auch wenn es um den Zusammenbruch von Ordnung durch ein Übermaß an Ordnung geht. Die Türhüter-Parabel nimmt ein Ende, das fatalistisch gedeutet werden kann, aber auch zum entschiedenen Widerstand aufrufen könnte. ’Hier konnte niemand sonst Einlass erhalten, denn dieser Eingang war nur für dich bestimmt. Ich gehe jetzt und schließe ihn’, wird dem Einlass-Begehrenden nach lebenslangem Warten beschieden. Wenn sich die Türen nach der Aufführung schließen, kann man sicher sein, dass sie wieder geöffnet werden. Ein Glück, das Kafka sich nicht erträumt hätte.“ (Thurgauer Zeitung, 08.12.08)