Der Reservist

(Le Réserviste)

Von Thomas Depryck

Übersetzt von Frank Weigand

1 D
2 H
Originalsprache: Französisch

Arbeitsloser, Arbeitssuchender, Arbeitsverweigerer, Arbeiter – die Hauptfigur in Thomas Deprycks „Der Reservist“ durchläuft all diese Stationen in einer skurrilen Odyssee. Sie stellt fest, dass sie zur „Reserve“ gehört und deswegen nicht irgendeinen Job annehmen kann, sondern sich für den einzigen zu ihr passenden bereithalten muss. So legt sich die Figur mit dem komischen Wesen im Fernseher und dem Sachbearbeiter im Arbeitsamt an und muss sich schließlich in ein paradoxes System fügen, das Arbeitslosigkeit nicht duldet und dennoch darauf angewiesen ist.

„In ‘Der Reservist‘ rückt Thomas Depryck auf ebenso witzige wie konfrontierende Weise der Arbeit zu Leibe. Angestellt sein, Arbeit haben, Arbeit verrichten sind entscheidende Aspekte unserer Gesellschaft – wer keinen Job hat, gehört nicht dazu. Die zentrale Figur des Stücks hat sich bewusst gegen einen Job entschieden. Sie verortet sich mutwillig und bereitwillig außerhalb des Arbeitsmarktes und will damit der Gesellschaft einen Dienst erweisen. Sie sieht sich selbst als Reserve – wie die Armee für den Notfall eine Reserveeinheit braucht, will sie als Reservist zur Verfügung stehen.“ (TiG7, Mannheim)

„Der französischsprachige Autor Thomas Depryck [...] zerlegt in seinem Beitrag ‘Der Reservist‘ die Phrasen und Logikfehler kapitalistischer Sozialpolitik. Dafür schickt er einen jungen, dauerfluchenden Don Quijote auf Antiheldenreise durch eine Gesellschaft, die mehr Menschen zur Arbeit zwingt, als sie beschäftigen kann. [...] ‘Der Reservist‘ spart nicht an komischen Momenten und ist unverhohlen deutlich.“ (www.nachtkritik.de)

„Kapitalismus-Kritik und Comedy verbinden sich in ‘Der Reservist‘ [...]. Depryck zeichnet einen Helden der Arbeitslosigkeit, der sich in der Reserve für den Arbeitsmarkt wähnt, bis ihn die harte Realität des leeren Kontostands einholt – und das auf unheimlich witzige und wortgewandte Weise.“ (Die Deutsche Bühne, 28.04.16)

„Aus der Lust am süßen Nichtstun wird allmählich ein verzweifelter Kampf um Würde und Selbstbestimmung. In der Warteschleife kreisend kämpft er wie Don Quichote gegen die Windmühlenflügel der Jobcenterbürokratie, stets bereit zum Amoklauf gegen Anpassungsdruck und Konsumzwang und doch auf verlorenem Posten gegen die unerbittliche Verwertungslogik des Marktes.“ (Jurybegründung, Internationaler Autorenpreis 2016)

„Gut ausbalancierte Mischung aus Witz und kritischer Nachdenklichkeit.“ (Mannheimer Morgen, 29.10.16)

UA am 03.02.2015