Shakespeares Hamlet ist die berühmteste und meist-diskutierte Tragödie der Weltliteratur. Das Original mit der Werkangabe „Zeit unbestimmt“ kam 1601 in London zur Uraufführung.
Warum nun diese Bühnenfassung heute und warum für dieses Zielpublikum? – Die Nähe ist durch die Hauptfigur selbst gegeben, denn Hamlet ist irgendwie aus der Welt gefallen, wie von einem anderen Stern, ein gequälter, sich quälender Albträumer, ein in allen Fasern seines Daseins tief angegriffenes Wesen. Ein Zustand, den junge Menschen in der Pubertät wohl gut kennen.
Diese Nacherzählung nimmt sich die Freiheit, den Klassiker schlechthin mit Wut, Ironie und Innovation gerade für ein junges Publikum aufzubrechen. Vorrangig geht es um die Geschichte eines jungen Typen, der seiner Zeit voraus ist. Er ist ein moderner Mensch, vom Nihilismus angekränkelt, voller Widersprüche und deshalb der größte Zauderer, den die Bühne je gesehen hat.
Oder ist Hamlet doch nur ein Kind geblieben, das wieder und wieder dieselben Gruselgeschichten hören will? Dieser Koloss von Figur wird auf zupackende, freche und sehr spielerische Weise ausgelotet. Auch wenn man die Vorgänge nicht eindeutig erklären kann, ist Hamlet in erster Linie ein Sohn, der durch eine ihm aufgezwungene Situation bestimmt wird. Obwohl er diese Tatsache akzeptiert, bäumt er sich gleichzeitig dagegen auf. Außerdem ist das Familienthema, das bereits im Titel angedeutet ist und jeden betrifft, ein wichtiger Aspekt des Dramas. Denn Familie ist überall auf der Welt ein ergreifendes Ineinander und Durcheinander von Zuneigung, Zweifel, Bedauern, Nestwärme, Konflikten, Liebe und leider auch Hass.