Gevatter Tod

Von Helga Koren

2 D
4 H
Ab 12 Jahren

Lebensmüdigkeit und Gotteszweifel treiben einen armen Bauern dazu, sein dreizehntes, frisch geborenes Kind in die Patenschaft des Gevatter Tod zu geben. Das Patengeschenk: Ein Heilkraut, mit dem Sohn Kater Menschen vor dem Tod retten kann, allerdings nur, wenn sein Pate das auch gestattet. So kommt der erwachsene Kater zu Ansehen und Würde als Arzt, der Leben rettet. Allerdings liegt diese Macht über Leben und Tod nur scheinbar in seinen Händen. Als die Zeiten härter werden und ein Krieg Katers Weltbild verändert, wird das Gehorchen schwieriger. Kater pfuscht seinem Paten ins Handwerk.
Helga Koren gelingt es, die allgemeine Gültigkeit des Stoffs herauszufiltern, ohne die Charakteristika des Märchens zu verlieren. Archetype und mündliche Sprechtradition bleiben neben moderner Orientierungslosigkeit und Lebenszweifeln bestehen.

"Eine dichte Parabel über die Wechselbeziehung von Leben und Tod. [...] Holzschnittartig verknappt, fast im Stil von Hans Sachs, dabei auch durchaus dessen schwankhafte Züge in der Situationscharakterisierung übernehmend, wird hier in einem alten Stoff, wie die Laudatio von Jürgen Flügge hervorhebt, an ein altes, in der modernen Gesellschaft aber verlorengegangenes Wissen erinnert, dass der Tod nämlich Teil unseres Lebens ist. Sprachlich wie auch in der Typisierung der Figuren scheint das Stück von einer starken Brecht'schen Diktion getragen, die das Archaische biblischer Sprache mit dem Gestus einer Sozialklage verbindet. Dabei bleibt das Stück märchenhaft, weil der Dialog nicht psychologisch situiert wird." (Die Deutsche Bühne, 07/1996)

UA am 16.04.1996