Ein Schulhof. Dort, wo er ans Neubaugebiet stößt, liegt ein Schutthaufen. Früher standen hier runde Müllkästen, jetzt viereckige Container. Sonst hat sich nichts verändert. Zwei Kerle leben neben dem Haufen. Nach Jahrzehnten der Sauferei hört ihr Äußeres auf, das Alter widerzuspiegeln. So einer kann 30 oder 130 sein. Aber Kirjucha und Kalina sind 47 Jahre alt. Schon lange Zeit leben sie zusammen, fast wie Mann und Frau. Sie sprechen irgendwie komisch, wie Jugendliche, aber nicht heutige, sondern die aus den 60ern. Der Schutthaufen gibt ihnen die Nahrung, nicht nur für den Magen, sondern auch für den Kopf. Sie sind vom Morgen bis zum späten Abend auf ihrem Haufen, und keiner kann in ihr Heiligtum eindringen. Bis ein etwa 14-jähriger Junge erscheint. Er ist sauber, aber seltsam gekleidet. Sein Verhalten ist merkwürdig. Plötzlich beginnt er ein Lied über Kuba zu singen, das die beiden als Schüler gesungen haben. In ihrem Gedächtnis bewegt sich etwas.
"Kein Schulhof weit und breit, keine Rangelei, kein pubertäres Geschnatter. Irgendwie haben Kalina und Kirjucha den Weg von der Schule in die Arbeitsgesellschaft verpasst. Jetzt hausen sie bei den Moskauer Mülltonnen und vertreiben sich die öden Tage mit den immer gleichen Geschichten und Spielchen. Weißt du noch? Was wäre wenn? Doch dann [...] erscheint plötzlich ein alter Schulkamerad. Der ist eigentlich schon vor Jahren gestorben, doch jetzt erinnert der Junge die Gestrandeten an alte Zeiten, gemeinsame Spiele, verdrängte Fehler und einen ganz und gar sinnlosen Tod. Stück und Inszenierung gehen unter die Haut." (Der Tagesspiegel, 11.03.02)