Mit "Lügner" zeigt Dennis Foon anhand der Liebe zweier Jugendlicher auf, wie unterschiedlich sich Alkoholismus auf eine Familie ausprägen und wie ähnlich sich dabei der Schmerz anfühlen kann.
Da ist zum einen Jace, der ganz offen mit verbaler und körperlicher Gewalt konfrontiert wird. Doch er erkennt irgendwann, dass er seinem alkoholkranken Vater nicht mehr helfen kann und zieht einen vermeintlichen Schlussstrich unter seine Familie, um sein eigenes Leben zu leben. Aber das gestaltet sich nicht so einfach, denn schnell wird deutlich, dass auch Jaces Leben schon längst fremdbestimmt ist. Seine eigene Drogenaffinität droht auch ihn zu zerstören.
Und zum anderen ist da Lenny, deren Verletzungen sich hinter einer gutbürgerlichen Fassade verstecken: Kratzer an der Seele sind nicht sichtbar, sie kommen erst später zutage, wenn Lenny erwachsen sein wird. Denn ihre trinkende Mutter bringt sie um ihre Jugend, weil sie nicht unbeschwert sein und zu sich selbst finden darf.
Lenny und Jace werden von ihren Eltern nicht gesehen, beide dürfen ihr Leben nicht leben. Das hinterlässt so viele Wunden, dass sich die beiden irgendwann nicht einmal mehr gegenseitig stützen können, weil alles zu viel wird, und ihre Liebe neue Verletzungen mit sich bringen könnte.
Dennis Foon greift in seinem Stück ein Thema auf, welches gerne aus der Mitte der Gesellschaft an den Rand gedrängt wird. Er zeigt anhand beider Figuren wie es ist, wenn Kinder nicht mehr Kinder sein dürfen und in die Erwachsenenrolle schlüpfen müssen, um ihr eigenes Leben sowie das ihrer Familien aufrecht zu erhalten.
„Trotz der schweren Problematik ist ‘Lügner‘ auch eine schräge Liebesgeschichte mit humorvoll-satirischen Momenten.“ (ars tremonia, 09/2014)