Rishi

Von Kees Roorda

Übersetzt von Alexandra Schmiedebach

2 D, 1 H oder 1 D, 2 H Ad libitum
Originalsprache: Niederländisch

Am Haager Bahnhof Hollands Spoor wird in den frühen Morgenstunden ein junger Mann mit Migrationshintergrund von einem Polizisten angeschossen und tödlich verwundet.
Wie bei einer Anhörung vor Gericht kommen in diesem auf wahren Ereignissen beruhenden Stück Zeugen des Vorfalls sowie Freunde und Angehörige des Opfers zu Wort, die ihre Sicht auf den Tathergang und gesellschaftliche Missstände im Allgemeinen erörtern. Das Brisante daran: Das richterliche Urteil (ein Freispruch in allen Anklagepunkten) bildet den Anfang des Stückes. Alles, was die Geschehnisse dieses verhängnisvollen Morgens in einem anderen Licht dastehen lassen könnte, kommt also zu spät.
Das hält den besten Freund, die Mutter, die Nachbarin und selbst den Todesschützen aber nicht davon ab, die Unschuld wahlweise des Opfers oder des Polizisten zu beteuern und den nach wie vor existierenden Rassismus der Behörden oder das viel zu seltene Training an der Waffe anzuprangern. Zwischen all diesen Stimmen schweigt nur einer unerträglich laut: der tote Rishi.
Das Stück über den Tod von Rishi Chandrikasing zeigt den weiterhin bestehenden systemischen Rassismus und die Leichtigkeit auf, mit der die einzelnen Akteur:innen im Polizeiapparat die Verantwortung von sich selbst abwälzen konnten. Zu diesem Zweck führte der Autor Kees Roorda Interviews mit Hinterbliebenen und Freund:innen des Opfers und nahm Einsicht in die Protokolle der Polizeiverhöre.

„* * * * * – Wer ist schuld? Das ist die Frage, die durch die gesamte Vorstellung schwirrt. Jede einzelne Stimme fügt der Geschichte eine neue Schicht hinzu. Die Darsteller jonglieren mit Standpunkten und Wahrheiten […], was ‚Rishi‘, mit all seinen Perspektiven auf diese Horrorstory, zu einem spannenden und seltsam schönen Abend macht.“
(Theaterkrant, 21.04.17)

„* * * * * – Brillianteres und relevanteres Theater gab es in diesem Jahr nicht. Jeder sollte es sehen. Die Textkonstruktion, das tragische Quellenmaterial und die fantastischen Schauspieler erheben ‚Rishi‘ zu einem kraftvollen und unentrinnbaren Werk.“
(Volkskrant, 02.05.17)

UA am 16.09.2023