„Tja, ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber den Namen Abdon Pamich hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie gehört.“ Das wird sich mit diesem Stück grundlegend ändern. Abdon Pamich ist mehrfacher italienischer Meister und Olympiasieger im Gehen. Während er sich in dieser Geschichte im olympischen 50-Kilometer-Finale 1964 an die Spitze kämpft, schweifen seine Gedanken immer wieder ab – zurück in das Jahr 1947, zu seiner Heimatstadt Fiume und zu seinem Bruder Giovanni. Er erinnert sich an die gemeinsame Flucht nach Italien, nachdem die Besetzung von Marschall Titos jugoslawischer Volksbefreiungsarmee eine ganze Region fast vollständig entvölkert hat. Sowohl das Finale als auch die Rückblenden sind geprägt von dem Verlangen nach Freiheit, der Angst, nicht anzukommen und alles zu verlieren und dem Wunsch, den eigenen Mut unter Beweis zu stellen und ein Opfer zu bringen. Denn „mit der Hoffnung ist es wie mit einem Paar zu engen Schuhen. Manchmal tut es weh. Aber oft ist es der einzige Weg ins Leben.“
„Beim Lesen von Passi, verliebte ich mich in die Protagonisten. Ich fing sofort an mit Abdon und Giovanni zu leben oder besser gesagt ein Stück Weges mit ihnen zu gehen. Für mich hat sich sehr schnell eine Art Kopfkino eingestellt. Passi ist auf sehr berührende und intelligente Weise geschrieben (mit all den Zeitsprüngen zwischen 1964 und 1947), und natürlich erinnert es an die Geschichten heutiger Flüchtlinge, auch wenn die Flucht der Brüder Abdon und Giovanni vermutlich eine Flucht in eine bessere Zeit war. Der Schreibstil ist sprachlich anspruchsvoll. Eine sehr schöne Passage ist z. B.: „Weggehen ist Schmerz. / Bleiben ist Schmerz. / Weggehen ist Stärke. / Bleiben ist Stärke. / Weggehen ist Hoffnung. / Bleiben ist Hoffnung. / Weggehen ist Mut. / Bleiben ist Mut. / Weggehen ist notwendig. / Bleiben ist notwendig. / Weggehen ist der Wunsch nach Veränderung. / Bleiben ist der Wunsch nach Veränderung. / Weggehen ist das Unbekannte.“ Dieser Text fasziniert durch seinen Rhythmus, seine drängende Kraft, und die entschiedene, kämpferische Haltung des oder der Protagonisten.“ (Laudatio, Brigitte Korn-Wimmer)