In Sheerness, einer kleinen Küstenstadt im Südosten Englands, taucht aus dem Nichts ein unbekannter Mann auf. Er spricht nicht. Niemand weiß, wer er ist. Es scheint, als wisse er das selber nicht. Er wird zum Anlass von Vermutungen und Spekulationen, zur Projektionsfläche. Und dann beginnt er eines Tages, Klavier zu spielen ...
„‘Sprachflut‘ wurde von der Geschichte des Piano-Mannes inspiriert. Das Geheimnis um den unbekannten Mann, der auf dem Strand von Sheerness angespült wurde, erhielt 2005 große mediale Aufmerksamkeit. Er war in verwirrtem Zustand, hatte keine Ausweispapiere bei sich und schwieg wochenlang. Frank Siera verwendet dieses Ereignis, um auf die Gemeinschaft des kleinen Küstenortes einzuzoomen, dessen Bewohner in heller Aufregung sind. Was man nicht sagen kann, darüber soll man schweigen.
Siera erhält das Geheimnis aufrecht und interessiert sich stattdessen mehr für die Folgen eines Ereignisses und das Unsagbare. Sein kaleidoskopartiger Text konzentriert sich auf die Mitglieder der Gemeinschaft, die dem Mann auf unterschiedliche Arten begegnen. [...] Der Mann schweigt; wir hören nur Gedanken. Die Anderen sprechen. Die Perspektive wechselt ständig; es sind alles vorsichtige Annäherungen. Der Text ist eindringlich, poetisch und musikalisch, und ist eigentlich vor allem eine fragmentarische Komposition. [...] Die Tatsache eines Fremden in der Gemeinschaft, die schwierigen Annäherungen und Kommunikationsprobleme regen die Phantasie an. In Zeiten von Flüchtlingsströmen im Mittelmeer beispielsweise und dem Bild von angespülten Ertrunkenen am Strand bekommt der Text zusätzliche Aktualität, auch wenn die Politik bei Siera in der Mehrdeutigkeit der Poesie schlummert. Der Text konzentriert sich auf die Menschlichkeit, auf wiedererkennbare Schwächen, das Scheitern, Fallen und Verlangen. Er handelt von der Verwirrung. Der unbekannte Mann hat sein Zuhause und seine Identität verloren, doch die Gemeinschaft des beschaulichen Küstenortes ist ebenfalls durcheinander. ‘Sprachflut‘ erzählt auch die Geschichte einer verlorenen Liebe und der Suche nach Geborgenheit.“ (Redaktion Theatertexte NL)
„Mit Sätzen wie ‘die Stille, die deine Zunge schluckt, doch den Geschmack verfeinert‘ gibt er einen poetischen Ton an.” (Theaterkrant, 12.06.12)
„Zugänglich und handwerklich versiert.“ (NRC Handelsblad, 27.06.12)