„Gemeinsame Erinnerungen sind inkompatibel; sie haben keine Konsistenz; sie sind meist Quelle für Konflikte, Missverständnisse.“ Thomas Deprycks Stück ruft mal zart, mal ordinär, humorvoll und schmerzhaft, die Fehlkommunikation von Menschen, Arten, Liebenden und die Zwiegespräche mit dem eigenen Selbst in Erinnerung. In dem polyphon angelegten Materialstück werden multiperspektivisch Ansichten und Erinnerungen entworfen, die das Sein, die Liebe, Sexualität, Wünsche und Träume, die Norm, Angst, den Anfang und das Ende hinterfragen. Diese Fragen werden nicht beantwortet. Episoden- und bruchstückhaft verbinden sich die Erzählungen von vier namenlosen Sprechern, dynamisch aber distanziert, die nicht nur aus dem eigenen Leben, sondern ebenfalls von dem anderer Personen, Fremder, keiner bestimmt definierten und damit aus dem Leben aller Personen, berichten. Repräsentativ hierfür stehen Bloody und Ikarus, deren Liebesgeschichte so spezifisch und gleichzeitig so allgemeingültig erscheint wie das Leben selbst: Anfang, kurzes Glück und das Ende. Die ständige Angst vor dem Verlust scheint zwar omnipräsent, wandelt sich aber zum Abschluss des Stückes in die vage Hoffnung „einander endlich [zu] lieben.“