Eine Frau lebt seit Jahren in einem Land fern ihrer Heimat. Obwohl sie gerne dort wohnt, hat sie ihre Wurzeln nie verloren und wird manchmal nostalgisch und sehnsuchtsvoll. Wenn sie Musik macht, kommen durch die Rhythmen auch die Geschichten ihrer Kindheit zurück – und sie erzählt eine davon: Eine brasilianische Kinderbande macht sich auf die Suche nach einer entführten Freundin. Mit Tindico, ihrem Anführer, laufen sie die ganze Nacht durch einen Wald, einen Ort voller Gefahren, aber auch voller Wunder. Immer wieder werden sie aufgehalten, doch sie wollen ihr Ziel vor Sonnenaufgang erreichen. Das Stück ist im besten Sinne interkulturell: Vom Dunkel der Unkenntnis führt die Reise der Kinder in eine neue Wirklichkeit, und das Unbekannte entpuppt sich als gar nicht feindlich.
Theseus, „Herr der halben Welt”, liegt im Koma. Der Priester möchte ihn für tot erklären lassen, da der Staat ohne Regenten ist und sich in einer finanziellen Krise befindet. Theseus‘ Frau Phaidra hat sich in ihren Stiefsohn Hippolytos verliebt. Er, körperfeindlich und seinem Vater ergeben, weist sie ebenso zurück wie die Bestrebungen des Priesters. Als er für kurze Zeit dennoch Regent wird, beschließt er ein Gesetz, das den Tod nutzloser alter Menschen über 60 subventionieren soll – zur Rettung des Staathaushaltes. Theseus erwacht aus dem Koma. Phaidra beschuldigt Hippolytos, sie aus Rache vergewaltigt zu haben. Theseus will die Wahrheit durch ein Stieropfer/-orakel herausfinden.
Zwei Männer, einer mit Stock, einer mit Hut. Sie haben sich an einem ausgetrockneten Brunnen getroffen – beide in der Absicht, Brot zu bringen für den Hund, der dort unten gefangen ist. Doch anstatt das Brot in den Brunnen zu werfen, machen sie sich Gedanken, ob sie den Hund befreien sollen. Aber wie? Mit einem Seil? Aber sie haben doch kein Seil! Und wenn der Hund beißt? Vielleicht ist er aber glücklich fernab von Menschen und möchte gar nicht raus aus dem Brunnen? Vielleicht lebt er auch gar nicht mehr? Schließlich bricht Dunkelheit an und liefert einen weiteren Grund, eventuelles Handeln zumindest auf den nächsten Tag zu verschieben …
Babette räumt den Wald auf und trifft dabei auf einen verzauberten Drachen. Weil er einen Zauberer geärgert hat, muss er sich von Plastiktüten und anderem Müll, den er im Wald findet, ernähren. Babette will ihn erlösen, aber die üblichen Mittel wie Küssen schlagen fehl. Erst wenn niemand mehr Abfall im Wald liegen lässt, und der Drache über seine eigene Hässlichkeit so erschrickt, dass ihm der Appetit auf Tüten vergeht, sind die Bedingungen des Zauberers erfüllt. "Autorin Susanne Sterzenbach hat das lehrreiche Stück sehr schön märchenhaft geschrieben in einer einfachen, aber niemals vereinfachenden Sprache." (Stendaler Volksstimme, 28.01.00)
Eine turbulente Piratengeschichte über ein Mädchen, das weiß, was es will, und es auch erreicht. Jeanne und Konrad erzählen die Geschichte von Mary-Anne O'Malley, der Piratin, die "doppelt schlau als ein Mann" war - und das inmitten einer Welt richtiger Männer. Natürlich muss sie sich im 16. Jahrhundert zunächst als Junge verkleiden, um zu überleben, zur See zu fahren und schließlich ihr größtes Ziel zu erreichen: ein Schiff führen und die sieben Weltmeere unsicher machen. „Ganz gegen den Zeitgeist gebürstet, der immerzu nach Action verlangt, lässt sich dieses Stück Zeit und geht durch seinen erzählerischen Rahmen immer wieder auf Distanz. Was es den beiden bewundernswert vielseitig agierenden Schauspielern ermöglicht, auch in einem Stück für Kinder schwarzen Humor zu zeigen, wenn sie etwa einfach das verstorbene Brüderchen von Mary Anne am Ende einer Szene pietätlos in die Ecke befördern.“ (Kieler Nachrichten, 18.09.00) „‘Tortuga‘ ist mehr als ein rasant erzähltes Piratenabenteuer; es ist zugleich eine nachdenkliche Geschichte über das Finden der eigenen Rolle in der Welt und ein Plädoyer dafür, das Leben auszukosten und sein Schicksal in die Hand zu nehmen.“ (Rhein-Neckar-Zeitung, 09.01.14)
Eine Frau, gescheitert im Leben, kehrt zu ihrem 90-jährigen Vater zurück, der nie für sie da war. Sie findet ihn tot in seiner Wohnung. Gleichzeitig begegnet die Frau einem alten Verehrer und einer Vermieterin, die mit dem Vater in einer undurchsichtigen Beziehung stand und jetzt Besitzansprüche auf die Tochter anmeldet. Zudem zieht ein Pärchen ein, das, wie sich bald zeigt, mit dem Tod in seltsamem Bunde steht. Ein Stück über selbstverschuldete Einsamkeit, die kindliche Angst vor dem Sterben und das nirgends garantierte Recht auf Liebe. "Der junge Basler Autor Lukas Holliger und Regisseur Gian Manuel Rau machen das Theater St. Gallen zur Kulisse eines Traums. Der Traum heißt 'Toter Pullover' und bietet aufgewecktes Sprechtheater. [...] Text und Inszenierung [...] sind minutiös gesetzt. [...] Der Text wirft Wörter wie Steine ins Wasser, lässt Sinnfäden baumeln, die sich verknoten und wieder lösen. [...] Ein erstaunliches Stück aus der Feder eines 31-jährigen Autors." (St. Galler Tagblatt, 18.11.02)
Was steckt denn bloß in der großen Kiste, die schon so lange in der Stube des Kapitäns steht? Heute, an seinem siebten Geburtstag, will Nino endlich das Geheimnis seines Großvaters erfahren. Der lässt sich nicht so leicht aus der Reserve locken und versucht, Nino mit abenteuerlichem Seemannsgarn abzulenken. Doch der lässt nicht locker und erfährt schließlich das Geheimnis vom Ende des Horizonts und von der letzten Reise im Leben alter Seemänner. Ein poetisches Stück, welches das Thema Tod auf einfühlsame Weise behandelt und Kindern Antwort auf wichtige Fragen gibt. "Die Geschichte vom Kapitän und seiner geheimnisvollen Kiste löst die Grenzen zwischen Puppen-, Objekt- und Schauspielertheater gekonnt auf. Der alte Kapitän und sein Enkel Nino tänzeln als schlichte Stoffpuppen daher, plaudern aber immer wieder mit ihren drei menschlichen Genossen. Meeresabenteuer und die Karikatur eines schrulligen Großvaters vereinigen die Franzosen zum witzigen Spektakel mit melancholischer Pointe." (Nürnberger Nachrichten, 23.01.02) "Theater voller Poesie. [...] Das souveräne Agieren auf verschiedenen Ebenen, die verschmelzenden lauten und leisen Momente verleihen dem Stück Dichte und Tiefe." (Augsburger Allgemeine, 25.01.02)
Was, wenn man einfach aus der Welt fällt? Ohne zu stolpern, ohne zu wissen warum. Ein freier Fall, keine Angst, ganz viel Schwarz. Und dann der harte Aufprall im Irgendwo, der ankündigt, wie schwer der nächste Schritt wird. Ein Platz, der genug Abstand zum eigenen Leben und die Möglichkeit bietet, den bisherigen Lebensweg zu reflektieren. "Wer auf dem Kopf geht, hat den Himmel unter sich" ist ein Theaterstück über die Sehnsucht nach Glück, über einen Vater, der auf der Suche nach seiner Tochter sich selbst begegnet. Eine poetisch streitlustige Geschichte über das Wagnis, anders zu sein. Über zwei Generationen und das, was sie voneinander wissen oder nicht wissen, über ihre verschiedenen und oft so ähnlichen Wünsche, Ängste und Hoffnungen. "Konzentriertes Spiel, Slapstick und Videoinstallation verbinden sich hier zu einem dichten poetischen Spiel." (Die Deutsche Bühne, 12/2000) "Das Thema der verlorenen Kinder und Eltern wird in einem komplexen Gesamtereignis aus eigenen Texten, Raum, Musik, Spiel und Bewegung umschrieben. Die Vielfalt der eingesetzten Mittel, vom Video bis zur Choreographie, ist sorgfältig, aber wie mit leichter Hand in die assoziativ künstlerische Erzählung eingebunden, die so ein wunderbares Gleichgewicht von Genauigkeit und Geheimnis erhält." (Jury, KiJuThTreffen NRW, 2000)
Der achtjährige Willi hat ein Problem: Als Pfand für ein paar Süßigkeiten hat er seiner Freundin Lena im Krämerladen das Taschenmesser seines verstorbenen Großvaters gegeben. Als er es jedoch am nächsten Morgen einlösen will, zieht sich eine Mauer durch das gesamte Dorf und der Uniformierte Sedlaczeck schießt auf jeden, der auf die andere Seite will; sogar auf die Seele von Hahn Elvis. Doch was passiert, wenn Sedlaczeck das Messer des Großvaters in die Hände fällt, ist dann Opas Seele noch sicher? Für Willi ist klar: Er muss die Mauer überwinden und das Messer zurückholen. Mit Hilfe seiner Freundin Lena und des Müllers Konrad, der sich nicht für eine Seite des Dorfes entscheiden will, gelingt der Plan und die anschließende Flucht nach Hause. Michael Schramm und Sabine Zieser zeigen mit Willi und die große Mauer den Mauerbau und dessen Folgen aus kindlicher Sicht und verdeutlichen die Notwendigkeit eigenständigen Denkens. "Es geht in der [...] Geschichte [...] nicht um konkrete Politik, sondern um die Frage: Was bedeuten Grenzmauern für einen Menschen?" (Nürnberger Nachrichten, 23.11.09)
Die drei Brüder Per, Pål und Espen machen sich auf den Weg, das Herz der Prinzessin zu gewinnen. Diese ist so klug, frech und schlagfertig, dass noch kein Mann es geschafft hat, ihr die Sprache zu verschlagen. Per und Pål sind sich ihrer Sache jedoch ganz sicher. Obwohl die Mutter ihnen aufgetragen hat, auf den Tagträumer Espen aufzupassen. Mit seiner verrückten Sammelleidenschaft und seinen Gesprächen mit Bäumen und Tieren hält dieser seine beiden großen Brüder nur auf. Am Königshof kommt jedoch alles anders, als ausgerechnet Espen mit seiner kuriosen Sammlung der Königstochter die Sprache verschlägt. Der König hat nun aber plötzlich Einwände gegen den zerzausten Taugenichts und fordert ihn auf, den legendären Zauberspiegel des Trollkönigs zum Palast zu bringen. Der verliebte Espen macht sich also auf die abenteuerlich Reise in die Welt der Trolle. "Carl Morten Amundsen hat eine Mischung aus diversen Volksmärchen erstellt. [...] Das Besondere daran ist, dass alle Figuren in einer Art Trollspiegel gesehen werden, oder - wenn man will - mit modernem ironischen Blick. [...] Das Ganze ist in gewisser Hinsicht ein Volksmärchen, gemischt und erzählt auf Dr. Freuds Sofa." (Dagbladet 11.10.97)