RICHARD Vater, bitte, ein Pferd! Nichts weiter! GEORGE (als Herzog von York) Ein Pferd? Du? (lacht) RICHARD Ja, was ist so komisch? GEORGE (als Herzog von York) Was willst du humpelnder Zwerg mit einem Pferd? RICHARD Aber Vater, was ist schon ein Ritter ohne Pferd? Ein König ohne Land! GEORGE (als Herzog von York) Ein Ritter? Ein König? Du? Junge, mach dich nicht lächerlich! Auf dem "friedlichsten Rasen Englands" spielen vier Kinder: Richard, genannt Rick, George, sein jüngerer Bruder, Buck, der Sohn der Herzogin von Buckingham und Anne Neville, Ricks und Georges Cousine. Doch Rick ist gehbehindert, was ihn einerseits zum Benachteiligten im Spiel macht und andererseits der Erfüllung seines größten Wunsches - einem eigenen Pferd - im Wege steht. Um zu gewinnen, muss Rick die Regeln also ein wenig ändern. Der Preis dafür: Die Freundschaft mit Buck und das gute Verhältnis zu seinem Bruder. "Richard. Spielverderber" ist keine kindgerechte Version des Shakespeare-Stücks "Leben und Tod König Richards III.", sondern eine eigenständige Geschichte der Kindheit Richards, deren Enttäuschungen ihn zum Intriganten machen. Denn "wenn Bitten nicht helfen und die körperlichen Kräfte nicht genügen, muss jemand wie er zu anderen Mitteln greifen, um ans Ziel seiner Wünsche zu gelangen." (Hessisches Landestheater Marburg) "Der Junge Richard, so lernen wir am Ende, ist gar nicht unbedingt Spielverderber. Er ändert sie einfach nur, die Regeln des Spiels, um seinem Ziel - dem eigenen Pferd - mit aller Macht näherzukommen." (Oberhessische Presse, 28.09.09)
"Eine verblüffend genaue Skizze der Alltagslast und Isolierung zweier Menschen, ihrer Lebenslust, ihrer sorgsam gehegten Träume und Erinnerungen. Das Stück konfrontiert zwei Frauen mit dem Tod. Durch einen Kassettenrecorder, der ihnen ins Haus geschickt wird, erfahren sie, dass ihre Lebenszeit um Mitternacht endet. Nach Momenten der Ratlosigkeit beschließen Rosa und Celeste, ihr Lebensende mit einem Fest zu feiern. Dabei durchleben sie noch einmal Erinnerungen an Jugend und Liebe. Mit einfachsten Mitteln entstehen so viele zauberische Momente, die die Trauer und die Angst vor dem Tod schließlich vergessen machen." (Nürnberger Zeitung, 23.11.93) "'Rosa und Celeste' ist ein Stück voller verspielter Einfälle und skurriler Poesie, das in der italienischen KiJuTheaterlandschaft einen vergleichbaren Platz einnimmt wie etwa 'Robinson & Crusoe' von d'Introna/ Ravicchio. Es behandelt das Thema Abschiednehmen mit italienischer Leichtigkeit und philosophischer Hintergründigkeit." (Reclams Kindertheaterführer, 1994) "Eines der großen Themen der Menschheit, Vergänglichkeit und Abschied, greift der italienische Autor Marco Baliani in seinem Stück 'Rosa und Celeste' auf. [...] Eine wunderschöne heiter-besinnliche Aufführung, in der Kinder behutsam an das Thema Tod herangeführt werden." (Ruhr-Nachrichten, 25.03.95)
Schauplatz der Handlung ist eine Autowerkstatt in Island. Die wenigen Menschen, die sich dort aufhalten, scheinen durch ein Geheimnis aus der Vergangenheit miteinander verbunden zu sein. Mit dem Besuch eines ehemaligen Automechanikers spitzt sich die Situation in der Werkstatt zu. Es wird klar, dass jener Besucher den Schlüssel zur Vergangenheit besitzt, die wie in einem Krimi am Ende aufgedeckt wird. "Dieser Abend entlässt einen tiefbewegt: Wenn da am Ende ein Feuerzeug klickt, zerreißt es einem fast das Herz." (Radio 1, 1998) "Tatsächlich beherrscht der isländische Autor nicht nur sein Handwerk, er weiß auch mit allen Klischees der Trivialliteratur gut und geschickt umzugehen. Für das Theater ist das zweifellos eine reizvolle Aufgabe, hinter den Klischees die Menschen, die Stimmung, die Atmosphäre der bizarren Landschaft zu entdecken, die archaischen Grundmuster von Liebe, Eifersucht, Verrat und Rache freizulegen. [...] Interessant bleibt die Entdeckung, dass in den nordeuropäischen Literaturen erfolgreich mit Geschichten gearbeitet wird, die einerseits Menschen in den tradierten 'ewigen' Verstrickungen des Lebens zeigen, andererseits versuchen, die spezifische Landschaft, auch das spirituelle Klima einer Landschaft in die Geschichte einzubringen, oder im besten Fall die Geschichten aus diesem Klima entstehen zu lassen. Das liefert, wie man auch hier sieht, Futter für Schauspieler, eine Herausforderung." (Theater der Zeit, 05-06/1998)
Ein junges, schlafloses Paar, das in seiner eigenen Sprachwelt lebt, erwartet den Besuch der Schwiegereltern, die Silberne Hochzeit feiern. Der Besuch wird zum Alptraum. Vater und Mutter fordern Nachwuchs, damit die belastende inzestuöse Familienvergangenheit in der fünften Generation endlich überwunden werden kann. "Silberne Hochzeit" ist eine Komödie über die absurde Hartnäckigkeit längst vergangener Familienvergehen, über die Zumutung "Eltern" und eine kunstvolle, bewusste Weltfremdheit, mit der dieser Zumutung beizukommen versucht wird. "Lukas Holliger beweist in 'Silberne Hochzeit' ein Gespür für die falschen Worte im falschen Moment und für eine Auf- und Abtrittsdramaturgie hochnotpeinlicher Situationen. Zielsicher platzieren die Eltern ihre Hiebe unter die Gürtellinie. Sie treffen aber ins Leere, denn Tochter und Schwiegersohn pflegen - statt der von den Eltern eingeklagten Kinder - liebevoll ihre Kopfgeburten. Das junge Paar beherrscht die Kunst der folie à deux, und so folgen die beiden einander auf imaginären Zeitreisen. Manchmal verwischen sich dabei auch die Grenzen zur Wirklichkeit, und so wendet sich die Wucht der elterlichen Schläge gegen diese selbst." (Theater der Zeit, 12/2000) "Eine überdrehte, liebevolle Zustandsbeschreibung zeitgemäßer Befindlichkeit - unterhaltsam, ohne in der Unterhaltsamkeit stecken zu bleiben." (die tageszeitung, 17.02.03)
Ein 14-jähriger Junge verschwindet spurlos. Ist er von zu Hause abgehauen, weil er missbraucht, misshandelt oder vernachlässigt wurde? Oder ist er einem Verbrechen zum Opfer gefallen? Weder die Polizei noch seine alleinerziehende Mutter finden heraus, was mit ihm geschehen ist. Bis er – dreieinhalb Jahre später – auf einmal wieder auftaucht. Dass er auf einmal eine andere Augenfarbe hat und auch sonst gar nicht so viel mit ihrem verschwundenen Sohn gemeinsam hat, will die überglückliche Mutter erst nicht wahrhaben. Sie hätte lieber einen Unbekannten als Sohn angenommen als weiter mit der Unsicherheit zu leben. Sera Moore Williams erzählt ihre Geschichte in einer Spiel-im-Spiel-Situation: Drei Schauspieler verkörpern den vermeintlichen Sohn, die Mutter und den zuständigen Polizisten. Dabei fallen sie immer wieder aus ihren Rollen, ihre eigenen Lebensrealitäten vermischen sich zunehmend mit der Fiktion. So ist die Schauspielerin selbst überforderte Mutter eines Kleinkindes, während der Darsteller des Sohns kurz vor der Aufführung vom Tod seiner Mutter erfahren hat … Mit diesen dramaturgischen Kniffen schafft Sera Moore Williams eine kritische Distanz zur dargestellten Geschichte: Sie nimmt dem verstörenden Stoff etwas von seiner Härte, ohne ihn zu verharmlosen, indem sie die Schauspieler in verbale Auseinandersetzungen darüber geraten lässt. Gleichzeitig spielt sie ein raffiniertes Spiel mit den verschiedenen Realitätsebenen – und den Möglichkeiten des Theaters. “The thrilling play didn’t finish at the end of the performance, as there was so much there to think about. An uncompromising, emotional play, which played havoc with the conscience, and excited the subconscious. I have no doubt that it was successful as the themes and characters came alive to thrill the audience.” (www.bbc.co.uk, 08/2001)
Wenn zwei Hunde mit großem Appetit auf der Suche nach Fressbarem im Garten des Nachbarn etwas finden, das so galaktisch gut schmeckt, dass es nur vom Himmel gefallen sein kann, und wenn diese beiden Hunde auch noch Sput und Nik heißen, dann befinden wir uns mitten in einem aufregenden Weltraumabenteuer. Der Nachbar möchte in Ruhe seine Gartenparty vorbereiten, doch Sput und Nik sind fest entschlossen, sich weitere Leckerbissen zu angeln. Als sie dann auch noch im Garten etwas entdecken, das schwer nach Raumschiff aussieht, sind sie nicht mehr zu bremsen. Die Reise geht los, zu Mars und Mond, zu Sonne und Milchstraße - nur eigenartig, dass auf allen Planeten jemand auftaucht, der dem Nachbarn verdächtig ähnlich sieht, und der will doch nicht etwa sein Raumschiff wiederhaben?
"Die eigene Qualität des Stückes 'südwärts' von Roger Lille liegt darin, dass der Autor die konventionelle Dialogstruktur des Dramas auflöst zugunsten zweier parallel montierter Monologe, die sich fugisch ineinander verschränken. Der Autor verzichtet auf ein klassisches Handlungsgerüst und eine klassische Zeitstruktur. Vielmehr lässt er seine Protagonisten in eine assoziative Erinnerungswelt eintauchen. Die Protagonisten knüpfen an den Ort ihrer ersten Begegnung an, um dem Vergangenem nachzuspüren und die Erinnerung einzukreisen. Saintes Marie de la mer, die Klippen am Strand, ein Café. Motive zirkulieren, variieren, mitunter im Gleichklang, dann wieder kontrapunktisch. Der Süden wird zur Chiffre für eine unerfüllte Sehnsucht. Der Versuch, eine gemeinsam erlebte Geschichte und den Prozess des Sich-Erinnerns sprachlich erfahrbar zu machen, ist Anliegen des Autors. So avanciert die Sprache zum zentralen dramatischen Ereignis in diesem atmosphärisch dichten Erinnerungsraum für zwei Stimmen." (Heidelberger Stückemarkt, Jurymitglied, Uwe B. Carstensen, 1999) "Ein junger Mann liegt im Koma. An seinem Bett wacht die langjährige Freundin. An beiden zieht das gemeinsame Leben vorüber - doch sie können darüber nicht mehr miteinander sprechen. Oder konnten sie das nie? Nicht die großen Konflikte, eher die kleinen Verletzungen des Alltags hinterlassen auf Dauer doch ihre Spuren, die zunehmende Entfremdung nach dem Verlust der ersten Verliebtheit. Der Süden, Ziel der gemeinsamen Urlaube, ist für beide Projektionsort ihrer Sehnsüchte. Und doch wird deutlich, dass auch das, was der eine dort als Nähe empfand, für den anderen nie wirklich dasselbe war." (Westfälische Rundschau, 27.03.00)
Renatus Koch serviert Klassiker im Miniformat und tingelt damit als Ein-Mann-Theater durch die Provinz. Eines schönen Tages trifft er eine junge Schauspielerin. Trotz ihrer Unerfahrenheit engagiert er sie, weil sie motorisiert ist und ihm wegen Trunkenheit der Führerschein entzogen wurde. Um sie an sich zu binden, schreckt er vor keiner Intrige zurück. Ein Stück über die Bretter, die eine Welt der kleinen Ängste und großen Gesten bedeuten. "Massag weiß zu fesseln, mit einer spannungsreichen, vielschichtig interpretierbaren Beziehung der Protagonisten zueinander und mit amüsantem Wortwitz." (Memminger Zeitung, 14.06.96) "Ein packendes Theatererlebnis." (BR 3, Kultur aktuell, 02.07.96)
Nach dem Zweiten Weltkrieg emigriert ein jüdisches Ehepaar nach Israel, in der Hoffnung, Frieden zu finden. Sie bekommen ein Haus mitsamt einem Säugling zugeteilt. Das arabische Ehepaar, die Eltern des Säuglings, wurden aus ihrem Haus und ihrem Leben vertrieben, ihnen wurde alles genommen. Der Grundstein des Konflikts ist gelegt. 20 Jahre später kehrt das arabische Paar zurück nach Haifa, um noch einmal das Haus zu sehen, in dem sie gelebt haben, um zu sehen, ob ihr Sohn noch am Leben ist. Es kommt zum Zusammentreffen mit der jüdischen Frau (der Mann ist im Krieg zwischen Arabern und Israelis ums Leben gekommen) und dem Sohn, der inzwischen überzeugter Jude ist und in der israelischen Armee gegen die Araber (unter ihnen sein leiblicher Bruder) kämpft. Jalalys Konzept, den Nahost-Konflikt anhand zweier Einzelschicksale verständlich zu machen, geht auf: Er zeigt zwei Volksgruppen, die viel Leid ertragen mussten und sich beide im Recht sehen, endlich in Frieden zu leben. Das allein wäre nichts Neues, aber die direkte Konfrontation und das Parallelsetzen der Argumente (die sich in manchen Punkten sehr ähneln) eröffnen eine neue, andere Wahrnehmung als die tagesaktuellen Nachrichten. Die Gefahr, sentimental zu werden, umgeht Jalaly, indem er zwischen das Damals und das Wiedersehen eine absurde Episode in einer "heiligen Irrenanstalt" stellt, in der zwischen Meditationen und der Einnahme von Antidepressiva gegen alle Schrecklichkeiten des Lebens viel erzählt wird über das Leben in Israel und den besetzten Gebieten, über die Unsinnigkeit des Hasses und des Mordens. Es gelingt Jalaly, einen skurrilen, ja sogar komischen Zug in das ernste Thema zu bringen, ohne es dadurch zu verharmlosen. "Wie meist, wenn Jalaly brisante politische Themen anpackt, macht er dies mit mutigem Pathos und direkten, dem Realismus verpflichteten Bildern. Das aus Polen geflüchtete jüdische Ehepaar nimmt die Traumata der Schoah in ein Land mit, in dem die Palästinenser neue, andere Traumata erleben. [...] Diese Inszenierung zeigt, was politisches Theater leisten kann. Denn was die Medien nur mit informativer Distanz vermitteln, ist hier, an menschlichen Schicksalen, nahe liegend und nahe gehend in Szene gesetzt. Ein Geheimtipp." (Kölner Stadt-Anzeiger, 27.09.05)
"Ein Heldenepos? Ein Liebesdrama? Ein Ritterspektakel oder eine Geschichte um Freundschaft und Verrat? Unter der Regie von Rüdiger Pape ist ein rasantes Spiel um die Recken Siegfried, König Gunther, Hagen von Tronje sowie Prinzessin Kriemhild und Königin Brunhild von Island entstanden, das den Zuschauer atemlos zurücklässt. Das Ensemble spielt sich durch die gesamte Geschichte und wirbelt dabei Begriffe wie Heldenmut, Treue, Stolz und Freundschaft auf, die sich am Ende wie verbrannte Asche auf die Bühne herabsenken. So gelingt es Rüdiger Pape, zum einen mit viel Humor und Spannung die abenteuerliche Geschichte der Nibelungen zu erzählen, zum anderen aber auch zu hinterfragen, was die Nibelungen uns und unserem jungen Publikum heute zu erzählen vermögen." (Comedia Köln) "Es gelingt dem Ensemble, die Geschichten um Siegfried, Gunther, Hagen, Kriemhild und Brunhild in ihrer Fremdheit und Wildheit zu belassen und trotzdem junge Zuschauer mitzunehmen. Die Inszenierung [...] ist ein gelungenes Beispiel für ein Kindertheater, das sich der großen Stoffe der Weltliteratur annimmt und sie einem jungen Publikum adäquat, mit großer Ernsthaftigkeit und Lust anbietet." (Begründung der Jury, 22. KiJuThTreffen NRW) "Höchste Zeit, dass Siegfried auftaucht! Am Hof des Burgunderkönigs Gunther herrscht gepflegte Langeweile. Die Königinmutter löst Kreuzworträtsel, Kriemhild strickt ihre berüchtigten Endlosstrümpfe, Hagen und seine Recken setzen Fett an. Erst der Drachentöter aus Xanten, blond sein Scheitel, unbezwingbar sein Schwertarm, bringt Leben an den Burgunderhof. Und am Ende, nach einer endlosen Verkettung höfischer Intrige, weiblicher Zwietracht und männlicher Großspurigkeit, bringt er allen: den Tod." (Kölner Stadtanzeiger, 07.03.06)